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Klassik + Mersmühle = gute Unterhaltung

Am Samstag, 15. Juni 2019 wurde die 11. Klassiknacht im Schatten der Mersmühle aufgeführt. Eine große Anzahl an Orginastoren und Ausführenden war der Garant für einen erfolgreichen Abend mit guter Unterhaltung für jung und alt.

Es war kein Abend neuer Rekorde, dafür aber einer mit großer Musik, großen Gesten und großer Begeisterung: Die elfte Harener Klassiknacht hat weit mehr als 500 Besucher glänzend unterhalten. Der Stilmix aus puristischer Klassik, Crossover- Elementen und einem beschwingten Vorprogramm gelang. Noch am Samstagmorgen hatte es nicht unbedingt danach ausgesehen, dass die Besucher am Abend im Schatten der Mersmühle das Motto „Musik in der Natur – Natur in der Musik“ ohne Einschränkungen würden genießen können. Denn schwere Schauer zogen über das Mühlengelände und starke Windböen schienen klar machen zu wollen: Die Natur ist nicht zähmbar. Dann aber klarte es auf, die Sonne schien und am späteren Abend ein voller Mond – alles war plötzlich wie gemalt für ein Klassikkonzert, das so gar nicht schwermütig daherkam. Denn als Uli Schepers als Vorsitzender des Heimatvereins und Organisator um 20:00 Uhr das Publikum begrüßte, hatte es bereits ein Vorprogramm der Extraklasse erlebt.

Der Harener Tanzbogen, die Bauchtanzgruppe Harriza sowie die Philippinische Tanzgruppe Tala malten farbenfrohe, taktvolle und fantastische Tanzfiguren auf das Parkett der Klassiknachtbühne bevor Waldemar Michels Zirkuswelt mit artistischen Einlagen der Kinder zurecht großen Applaus einheimste – alles begleitet von kurzweiliger Moderation durch Rüdiger Ebert. Zudem präsentierte der Kunstkreis mit der „Kulturellen Meile“ Skulpturen, Gemälde und Fotografien, und es gab afrikanische und philippinische Spezialitäten im Pagodenzelt. Derart eingestimmt, trat nach Uli Schepers (der den unverzichtbaren Sponsoren dankte) der musikalische Leiter Lubertus Leutscher auf die Bühne. Mehr als 200 Musiker folgten fortan für zwei Stunden seinem Dirigat – allen voran sein eigenes VKSO, das Veenkolonial Sinfonie Orkest, dazu der VKSO Chor, der Schulchor des Gymnasiums Haren und der Männergesangverein Concordia.

Der erste Teil des Abends bot Klassik pur – angefangen bei der Ode an die Freude aus der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens, besser bekannt wohl als Europahymne. Dieser Beginn war kein Zufall – Lubertus Leutscher glüht für ein geeintes Europa, das auch in seinem VKSO gelebt wird: mit Musikern aus den Niederlanden und aus Deutschland. Nach „Air“ von Johann Sebastian Bach folgte ein Stück von Francesco Antonio Rosetti (Konzert Nummer 5), bevor wieder Beethoven („Die Ehre Gottes aus der Natur“) und dann Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3, 1. Satz zu Gehör kamen. Alle Stücke standen für das Motto des Abends, die Musik in der Natur.

Nach der Pause dann ein Kontrastprogramm: „crossover“, wie Lubertus Leutscher selbst sagte. Die Rhythmen veränderten sich, wurden zeitweise treibend, nahmen an Tempo auf. Klezmer heißt diese aus dem Judentum stammende Volksmusik, deren durch starke Soloinstrumente wie die Klarinette vorgetragene Melodien an die menschliche Stimme erinnern. Das VKSO harmonierte auf den Punkt bei insgesamt hervorragendem Klang, die Solisten glänzten bei „Hot“ von T. Nobel oder „Hine ma Tov“ von P. van der Gaag. „The Lady lost and found“ von P. Aldridge sorgte für keltischen Folk, sein “Sky Boat Song“ für einen Hauch von Hollywood – als Titelmelodie der Serie Outlander. Der Schulchor des Gymnasiums präsentierte als Soloblock den „Abschied vom Walde“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und „When we were young“ der britischen Popsängerin Adele – also zwei völlig unterschiedliche Genres, bedacht mit großem Applaus.

Zum Finale dann noch eine Premiere: Das VKSO intonierte eine Orchesterfassung von Duncan Laurences Song „Arcade“ – mit dem der Niederländer vor einigen Wochen den Eurovision Song Contest gewonnen hatte. 2018 hatte der Heimatverein zum zehnten Jubiläum ich noch über eine Rekordbeteiligung samt Feuerwerk gefreut. Beide gab es 2019 nicht, aber ein volles Haus und am Ende langanhaltenden Beifall für alle Beteiligten und bei vielen Besuchern wohl den festen Vorsatz, diesem leichtfüßigen Zugang zur klassischen Musik auch 2020 einen Platz im Terminkalender einzuräumen.